Begleit- und Folgeerkrankungen der Gicht

Die häufigsten Folgeerkrankungen bei Gicht und Hyperurikämie betreffen die Gelenke und Knochen. Doch auch die Niere, das Herz-Kreislauf-System und die Leber können langfristig unter den Folgen der Gicht leiden. Das Risiko für Diabetes und eine erektile Dysfunktion steigt ebenfalls an.

Abbau von Knochensubstanz und Veränderung der Gelenkstruktur

Gicht ist eine schwerwiegende Stoffwechselstörung des Harnsäure-Stoffwechsels, die zahlreiche andere Erkrankungen begünstigen kann. In der Regel sind die Krankheitsbilder dabei auf die Ablagerung von Harnsäure-Kristallen in den verschiedenen Geweben zurückzuführen.

Die häufigsten Folgeerkrankungen bei Gicht und Hyperurikämie (erhöhte Harnsäure-Werte ohne Gicht), betreffen die Gelenke und Knochen. Übersteigt die Harnsäure-Konzentration im Blut ihr Löslichkeitsprodukt, bilden sich Harnsäure-Kristalle, die sich bevorzugt in Gelenken ablagern. Dort werden sie als Fremdkörper wahrgenommen und lösen eine Immunreaktion und Entzündungen aus.

Durch das anhaltende entzündliche Geschehen kommt es in den Gelenken zum Abbau von Knochensubstanz [1] und zu irreversiblen Veränderungen der Gelenkstruktur. Der Knorpel verdickt und es entstehen sog. Gichttophi, unschöne, knotige Veränderungen, die im Extremfall operativ entfernt werden müssen.

Beeinträchtigung der Nierenfunktion

Die Niere ist neben den Gelenken am unmittelbarsten von einem Anstieg der Harnsäure-Konzentration im Blut betroffen, da sie für die Ausscheidung verantwortlich ist. Wird über einen längeren Zeitraum vermehrt Harnsäure über den Urin ausgeschieden, können sich Harnsäure-Kristalle im Nierengewebe ablagern. Als Folge sinkt die Filterleistung, wodurch die Ausscheidung der Harnsäure zusätzlich erschwert und der Harnsäure-Spiegel weiter in die Höhe getrieben wird. Dieses Krankheitsbild kann bis zur Niereninsuffizienz führen. [2]

Außerdem kann die Harnsäure im Urin, statt im Blut als Kristalle ausfallen, wodurch sich Nierensteine bilden. Dieser Vorgang wird durch geringe Flüssigkeitszufuhr und einen sehr sauren Urin begünstigt. Bleiben diese Steine unbemerkt, können sie sich irgendwann verklemmen und zu starken Schmerzen und Harnabflusstörungen führen.

Kardiovaskuläre Erkrankungen

Insbesondere im Falle einer beeinträchtigten Nierenleistung, kommt es bei Gicht auch zu kardiovaskulären Problemen. Durch die reduzierte Filterleistung der Niere steigt der Blutdruck, weil sich das Blut ins Gefäßsystem zurückstaut.

Dadurch steigt langfristig das Risiko für Arteriosklerose, sprich die krankhafte Einlagerung von Cholesterin in Gefäßwände. Arteriosklerose gilt wiederum als Risikofaktor für Thrombosen, Embolien und Gefäßverschlusskrankheiten bis hin zum Herzinfarkt und Schlaganfall.

Es kann sogar in seltenen Fällen zu einer Ablagerung von Harnsäure-Kristallen direkt am Herzen kommen.

Diabetes mellitus

Untersuchungen zeigen, dass Gicht-Patienten ein erhöhtes Risiko haben, zusätzlich noch an Diabetes zu erkranken. [3] Dabei scheint das Risiko für Frauen höher zu sein, als bei Männern. Es ist jedoch noch nicht geklärt, worauf dieser Zusammenhang zurückzuführen ist.

Fakt ist jedoch, dass den Erkrankungen zum Teil die selben Risikofaktoren zu Grunde liegen, sodass der Zusammenhang naheliegend scheint.

Weitere Begleiterkrankungen

Neben Schäden an Gelenken, Knochen, Niere und Herz können Harnsäure-Kristalle auch zu krankhaften Veränderungen an Leber und Gallenwegen führen. Außerdem scheint eine Gichterkrankung das Risiko der Entwicklung einer erektilen Dysfunktion zu erhöhen, was wahrscheinlich durch die kardiovsakuläre Symptomatik begünstigt wird.

Nicht zuletzt wurden bei Gicht-Patienten vermehrt sogenannte Neuropathien, also Nervenleitstörungen beobachtet. Dabei kommt es zu einer verminderten, bzw. gestörten Empfindung der sensorischen Nerven, ein Krankheitsbild, wie es bis vor kurzem vor allem mit Diabetes in Verbindung gebracht worden ist.

Quellen

  1. Lin, K. M., Lu, C. L., Hung, K. C., Wu, P. C., Pan, C. F., Wu, C. J., … Lu, K. C. (2019, September 1). The paradoxical role of uric acid in osteoporosis. Nutrients, Vol. 11. https://doi.org/10.3390/nu11092111
  2. Mount, D. B. (2013, March). The kidney in hyperuricemia and gout. Current Opinion in Nephrology and Hypertension, Vol. 22, pp. 216–223. https://doi.org/10.1097/MNH.0b013e32835ddad2
  3. Robinson, P. C. (2018, December 1). Gout – An update of aetiology, genetics, co-morbidities and management. Maturitas, Vol. 118, pp. 67–73. https://doi.org/10.1016/j.maturitas.2018.10.012

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